Die blaue Stunde

Die "blaue Stunde" geht vermutlich auf die Erfahrung zurück, dass kurz nach Sonnenuntergang das Blau des Himmels besonders intensiv hervortritt. Am Horizont ist der Himmel rötlich, während er in Richtung des Zenits blau erscheint. Alles Irdische ist schon in Dunkelheit getaucht - umso stärker und abgehobener wirkt das himmlische, ferne Blau. Unter Fotografen gilt dieses Naturschauspiel als Zeit für besonders stimmungsvolle Aufnahmen.

Einst Stunde der Dämmerung, ist die blaue Stunde heute die Stunde nach Arbeitsschluss: Zeit der Entspannung und des Übergangs in den Feierabend. Kneipen bieten besondere Drinks oder Events zur blauen Stunde an.

Die blaue Stunde ist auch immer wiederkehrendes Thema in der Poesie. Die besondere Stimmung zwischen Tag und Nacht wird verbunden mit innerer Einkehr, Frieden, Ruhe, Besinnung, einem Zustand zwischen Wachheit und Traum, in dem auch Geheimnisvolles, Mystisches aufscheint: Erotische Momente des Versinkens, des Umfangenseins, der Auflösung und Entgrenzung.

Aus Gottfried Benns Gedicht "Blaue Stunde":
Du bist so weich, du gibst von etwas Kunde,
von einem Glück aus Sinken und Gefahr
in einer blauen, dunkelblauen Stunde
und wenn sie ging, weiß keiner, ob sie war.

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