Das edle Blau der Malerei

Ultramarin: teuerste Malerfarbe aller Zeiten

Die teuerste Malerfarbe aller Zeiten war ein Blaupigment: das Ultramarin. Es ist seit dem Altertum bekannt und wird hergestellt aus Lapislazuli.
Für europäische Künstler war das Ultramarin schwierig zu beschaffen: der Lapislazuli kam von jenseits des Indischen Ozeans, des Kaspischen Meeres und des Schwarzen Meeres. Das steckt auch in der Bezeichung "Ultra marin" = von jenseits des Meeres.
Der Lapislazuli wurde gemahlen und im Mörser zu Pulver zerrieben. Dieses Pulver ist das Pigment Ultramarin. Mit Bindemitteln verrührt, wurde es zur Aquarellfarbe, Temperafarbe, Ölfarbe.
Bilder mit Ultramarin gaben nur Herrscher und reiche Bürger in Auftrag.

Das Stundenbuch  des Herzogs von Berry

Wohl die berühmtesten Gemälde, in denen das kostbare Ultramarin verwendet wurde, sind die Miniaturen der "Très riches heures du Duc de Berry", des Stundenbuchs des Herzogs von Berry, gemalt von den Brüdern aus Limburg um 1410 mit Temperafarben auf Pergament. Es handelt sich um Kalenderblätter, die in prächtiger Ausstattung typische monatliche Tätigkeiten vor jahreszeitlich geprägten Landschaften zeigen. Das leuchtende Ultramarinblau beherrscht die Bilder und weist sie als Luxusobjekte aus. Jean Duc de Berry war einer der größten Kunstmäzene der Geschichte. Auf dem Januarbild ist er selbst inmitten seines Hofstaates zu sehen, eingehüllt in ein leuchtend blaues Gewand, gemalt mit dem kostbaren Farbstoff des Lapislazuli.

International Klein Blue

Heute wird Ultramarin künstlich hergestellt. In der Malerei hat es nach wie vor große Bedeutung. Wer denkt nicht beispielsweise an die blauen Bilder und Schwammreliefs von Yves Klein, deren leuchtendes Ultramarin sich einem Spezialrezept des Künstlers verdankt: dem IKB, dem International Klein Blue. Klein entwickelte ein Fixativ ohne Öl, so dass die Körner des Blaupigments ungebunden blieben und als lose Partikel erscheinen.

Bergblau - das wichtigste Blaupigment

Das wichtigste Blaupigment in Europa seit dem Mittelalter war Bergblau oder Azurit. Es war weit verbreitet, nicht so teuer, aber auch längst nicht so leuchtend blau wie Ultramarin. Schon die Römer bauten Azurit zur Gewinnung von Blaupigment ab, zum Beispiel im Emilianusstollen in Wallerfang, St. Barbara im Saargau.

Smalte: Blau des Barock

Smalte, auch Böhmisch- oder Sächsischblau genannt, wurde vor allem in der Barockzeit für die Malerei verwendet. Es ist das erste Kobaltpigment und gilt als Vorläufer des Kobaltblau. (In alter Literatur wird Smalte häufig selbst als Kobaltblau bezeichnet.) Es wurde aus mit Kobalt gefärbtem, pulverisiertem Glas hergestellt.

Kobaltblau: seit 1800 im Kommen

Schon die alten Ägypter kannten die Verwendung von Kobaltsalzen zur Blaufärbung und auch in China benutzte man es schon früh zur Tonfärbung. Um 1800 entwickelte  der französische Chemiker Louis Jacques Thénard ein Herstellungsverfahren für Kobaltpigmente, und seitdem begann Kobaltblau oder Thénardsblau die Smalte abzulösen. Sein Name kommt von "Kobold", denn es wurde aus Kobalterz gewonnen, und in den Bergwerken blitzten die Kobaltkristalle wie die blauen Augen der kleinen Naturgeister. Das Kobaltpigment wird durch Erhitzen von Kobaltverbindungen mit Aluminiumhydroxid hergestellt. Es ist ein rötlicher, sehr intensiver Blauton. Für Van Gogh war Kobaltblau das göttliche Blau, und auch Claude Monet verwendete Kobaltpigmente, zum Beispiel für das Malen von Schatten.

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